Wer mich aus Vorträgen oder Videotrainings kennt, weiß, dass ich jedes technologische Thema in eine unterhaltsame Angelegenheit verwandeln kann. Bereits zu meinen Microsoft-Zeiten habe ich aus ernsten Themen spannende Vorträge geformt, die anders verliefen, als der Zuschauer es erwartet hätte – denke nur an ein Multiplayer-Ameisen-Spiel basierend auf SharePoint.
Der Drang, mit spannenden Technologien zu experimentieren und absurde Dinge zu tun, liegt in der Natur von uns Techies. Fast jede Lebensgeschichte eines IT-Profis enthält diesen zündenden Moment, in dem die Faszination für das eigene Schaffen mit Computern oder dem Lötkolben erwacht ist. Dieses Feuer, das in jedem Entwickler brennt, kann weit ins Berufsleben hinein lodern – und wenn ich von Feuer spreche, meine ich ein Kraftwerk, das Berge versetzen kann!
In vielen Berufsgruppen wird davon gesprochen, dass Mitarbeiter für das Thema brennen. Doch bei den liebevoll „Nerds“ genannten Techies nimmt dies eine ganz andere Dimension an. Dieses Feuer treibt uns an, die Möglichkeiten von neuen Frameworks auszuloten, Performance-Tests zu schreiben und bis spät in die Nacht mit Technik zu experimentieren. Als Arbeitgeber musst du dieses Feuer unbedingt am Lodern halten!
Natürlich ist die Bandbreite an Entwicklern mannigfaltig und nicht jeder tickt gleich. Aber eine Gemeinsamkeit teilen alle passionierten Entwickler: das brennende Herz für die Technik.
Aber was tun, wenn’s brennt?
Leider ist dieses Feuer nicht immer unkompliziert. Im Management wird es oft kritisch gesehen, manchmal zu Recht. Overengineering, die Neigung zum Perfektionismus, sind typische Folgen dieses Feuers. Man kennt es: Der Entwickler verwirft zum dritten mal den gesamten Code, weil es eine potentiell performantere Lösung gibt. Für die finale Anwendung aber hat das keinen Mehrwert.
Hat man hier die wirtschaftliche Verantwortung, kann man schon mal die Augen darüber verdrehen, wie wenig sich der einzelne Entwickler in solchen Situationen um Kosten-Nutzen-Faktor schert.
Gleichzeitig ist gerade ein innovatives IT-Unternehmen auf die kreative, von wirtschaftlichen Zwängen befreite Denkweise seiner Entwickler angewiesen, besonders wenn es darum geht, komplexe Probleme zu lösen. Denn in diesen entscheidenden Momenten blühen Entwickler richtig auf, bringen ihre ganze Begeisterung ein und wachsen über sich hinaus. Sie scheuen keine Mühen und arbeiten, wenn nötig rund um die Uhr, um eine Lösung zu finden.
Ich denke das verdeutlicht sehr gut, über welch zweischneidiges Schwert wir hier sprechen und wie wichtig hier ein Team Lead ist, der aus technischem Verständnis und einer guten Beziehung zu seinem Team weiß, an welchen Stellen man den Entwickler ausbremsen muss und wo man ihm am besten noch die Pizza (sorry für das Vorurteil) an den Tisch bringen sollte, um ihn im Flow zu behalten.
Brot und Spiele
Was kann man also tun, um diesen Spirit aufrecht zu erhalten und trotzdem als Firma noch konkurrenzfähig im weltlichen Business zu bleiben. Die Lösung geben moderne Unternehmensberater vollkommen richtig vor: Geh auf die Bedürfnisse deiner Mitarbeiter ein. Aber was bedeutet das bei unserer eng gesteckten Zielgruppe?
Neben den anderen individuellen Bedürfnissen geht’s bei der Erhaltung des Feuers eigentlich nur darum:
Bleib verspielt!
Natürlich lässt sich die Ernsthaftigkeit der Welt, der Kunden und der Projekte niemals ganz ausblenden. Dennoch genießen Entwickler den Luxus, diesem äußeren Druck nicht unmittelbar ausgesetzt zu sein – und das ist auch gut so. Denn solcher Druck zerstört jegliche Kreativität. Sorge deshalb dafür, dass ausreichend Raum zum Spielen und Experimentieren bleibt – und nein, ich meine damit nicht den obligatorischen Fußballkicker im Aufenthaltsraum.
Respektiere die Kultur!
Sicher ist dir der Culture-Clash zwischen Techies und ‚dem Rest‘ der Firma hier und da aufgefallen. Auch hier kann man nicht alles über einen Kamm scheren. Aber ich wage zu sagen, dass es schlichtweg abweichende Werte im Umgang miteinander und mit der Welt gibt. Was oft – meist aus Hilflosigkeit – belächelt wird, hat jedoch eine solide Grundlage. Versuche, dies aus tiefstem Herzen aufzugreifen, anstatt nur Handlungshinweisen aus dem Management-Handbuch zu folgen. Lass dich ein wenig auf die ironische Weltanschauung der Techniker ein. Organisiere doch mal eine K-Pop Release Party mit einer Flasche Robby Bubble oder schaut gemeinsam die Folge ‚Sendung mit der Maus‘, die DNS-Server thematisiert, im Teammeeting. Es muss einfach zu den Interessen deines Teams passen.
Fordere den Nerd!
Halte den Forschertrieb der ITler am Laufen. Fortbildungen sind dabei das Mindeste, entfalten aber nur dann ihre volle Wirkung, wenn danach sinnvolle Herausforderungen auf die Entwickler warten. Gute Erfahrungen habe ich mit teaminternen Challenges oder Side-Projekten gemacht. Veranstalte doch mal ein AntMe!-Turnier, biete Coding Dojos an, automatisiere die Office-Beleuchtung oder baut zusammen ein Dashboard für eure Builds. Solche Aufgaben bringen den nötigen Knobelfaktor mit sich und sind eine willkommene Abwechslung zur oft monotonen Routine. Achte bei Wettbewerben jedoch darauf, dass dein Team wirklich als Einheit zusammenarbeiten kann. Gibt es interne Rivalitäten oder gar ernsthafte Streitigkeiten, könnten Coding-Wettbewerbe die Situation verschärfen. Melde dich gerne bei mir, wenn du mit solchen Herausforderungen zu kämpfen hast.
Fazit
Die Essenz hieraus soll nicht sein, dass technisch versierte Menschen Sonderlinge sind, die man vom Rest der Welt isolieren sollte und vollkommen anders behandeln muss. Die Intention meines Textes zielt vielmehr darauf ab, ein besseres Verständnis dafür zu schaffen, was Entwickler antreibt. Die Bedürfnisse von Mitarbeitern in diesen technischen Bereichen gehen oft in unerwartete Richtungen.
Bei all meinen Formulierungen habe ich es absichtlich überspitzt. Die Realität ist sicher etwas durchmischter. Auch ich sehe bei mir mit steigendem Alter, Familie und dem wachsenden unternehmerischen Blick, dass das Feuer auf Sparflamme läuft. Doch ich werde niemals den Spaß an der tollsten Berufung der Welt verlieren.
Daher: Hör auf dein Team und sei flexibel in der Gestaltung des täglichen Büroalltags. Wie die Umsetzung meiner Ratschläge konkret aussieht, hängt stark von deinem Team ab. Ruf mich an, wenn du Inspiration brauchst.